Infrastruktur als Commons oder Wir holen uns das Internet zurück (4)
Wenn wir technische Infrastruktur als Gemeinschaftseigentum verwalten wollen, müssen wir die Prinzipien kennen, mit denen das erfolgreich gelingen kann. Die Politologin Elinor Ostrom hat in empirischen Studien acht Designprinzipien identifiziert, mit denen Commons-Ressourcen erfolgreich verwaltet werden. In dieser Blogreihe stellen wir die Ostrom’schen Designprinzipien vor und wenden sie auf Genossenschaften an.
4. Monitoring der Nutzer und der Ressource
Man kann sich vorstellen, dass das Monitoring von Fischgründen eine Herausforderung darstellt. Aber auch bei technischen Ressourcen ist eine Nutzungskontrolle nicht selbstverständlich. Die Nutzung technischer Ressourcen lässt sich leichter als die Befischung von Meeresregionen kontrollieren und messen. Aber das Monitoring muss dennoch gezielt aufgebaut werden.
Hostsharing hat Monitoring- und Abrechnungssysteme entwickelt, mit denen die Ressourcennutzung der Mitglieder erfasst und abgerechnet werden kann. Mit der selbstentwickelten Software HSAdmin verwaltet Hostsharing die genossenschaftlichen Geschäftsanteile, kontrolliert die Nutzung der zugeteilten Ressourcen und erstellt die monatlichen Abrechnungen.
Gemeinschafts-Ressourcen, bei denen kein solches Monitoring implementiert ist, können sich nicht kongruent zur Nutzung refinanzieren. Wird das vierte Prinzip verletzt, kann auch das zweite nicht verwirklicht werden.
Ohne Monitoring kann die Nutzung einer Ressource nicht sinnvoll eingegrenzt werden. Eine sinnvolle Eingrenzung kann der Aspekt der Bedürftigkeit sein. Viele gemeinnützige Projekte stellen Ressourcen ausschließĺich bestimmten Nutzern zur Verfügung, beispielsweise besonders bedürftigen oder besonders benachteiligten Personengruppen. Im Vereinswesen finden wir viele Beispiele. Zum Beispiel ermöglichen Sportvereine Kindern und Jugendlichen zu vergünstigten Konditionen die Teilnahme. Dazu ist aber zumindest ein rudimentäres Monitoring der Nutzer und der Ressource erforderlich. Die Erhebung macht ein Monitoring erforderlich, das die erlaubte Nutzungszeit erfasst und kontrolliert.
Wer dagegen eine Ressource ohne Monitoring grundsätzlich allen Menschen prinzipiell unbeschränkt zur Verfügung stellt, gerät schnell in Schwierigkeiten.
Im nächsten Teil geht es um abgestufte Sanktionen.
- Einleitung
- Grenzen
- Kongruenz
- Gemeinschaftliche Entscheidungen
- Monitoring der Nutzer und der Ressource
- Abgestufte Sanktionen
- Konfliktlösungsmechanismen
- Staatliche Anerkennung
- Eingebettete Institutionen und polyzentrische Governance